…kommt die Erinnerung!
Kinder am „Umgangswochenende“

Unwillkürlich müssen bei der Überschrift viele von uns jetzt an einen alten Schlager denken – Kinder am „Umgangswochenende“ denken jedoch an ihren ganz normalen Familienalltag …
Für sie heißt es immer wieder: umzudenken und sich zu erinnern, wie das Leben im anderen Teil der Familie abläuft – welche Regeln gelten dort, was wird benötigt und welche Erwartungen und Gefühle stellen sich ein? Kinder fühlen sich in dieser wiederkehrenden Situation immer wieder eine Weile emotional verloren und müssen erstmal ankommen.
Ist das wirklich so „normal“ und kann man da überhaupt von „Alltag“ sprechen, wenn Kinder in regelmäßigen Abständen ihre sieben Sachen packen und sich auf den Weg zum anderen Elternteil machen?
Ich sage eindeutig ja! So ist das Leben dieser Kinder und dieses sollte sich im besten Fall so alltäglich wie möglich gestalten, nämlich selbstverständlich. Selbstverständlich sollte es sein und so leicht wie möglich für die Kinder …
Liebe Leserinnen und Leser wahrscheinlich ahnen sie es schon, hier können Eltern ihren Kindern enorm helfen:

Wie Eltern helfen können

  • Eltern helfen, indem sie ganz klare Regeln für den Umgang ihrer Kinder planen und gestalten. Regeln, an die sie sich in erster Linie selbst auch halten. So erfahren Kinder Verlässlichkeit, die ihnen dann wiederum Sicherheit bietet. Kindern hilft es, wenn sie ganz eindeutig am Kalender erkennen können, wo sie wann sein werden.
  • Eltern helfen, indem sie den Umgang / Wechsel ihrer Kinder zwischen zwei Haushalten positiv bewerten und die Kinder so darin unterstützen, selbst eine annehmende Haltung für ihr „normales Familienleben“ zu  entwickeln und zu festigen.
    Eltern helfen, indem sie ihren Kindern in beiden Wohnungen wirklich ein Zuhause schaffen, wo alle Alltagsdinge der Kinder einen Platz haben. Die Zahnbürste, der Bademantel, die Hausschuhe und das Spielzeug müssen nicht jedes mal hin- und hergetragen werden. Kinder bekommen so ein Gefühl von „ich gehöre hierher“, sie lernen sich zu identifizieren und verlieren nach und nach das Gefühl des „Besuchers“.
  • Eltern helfen, indem sie einen wertschätzenden Umgang miteinander pflegen – wertschätzend so weit es ihnen möglich ist. Wenn die Wertschätzung für mehr als ein „hallo“ nicht reicht, helfen sie ihren Kindern, wenn sie den Kontakt miteinander kurz gestalten und andere Wege zur Kommunikation suchen.
  • Eltern helfen, indem sie offen sind für die Gedanken und die Gefühle ihrer Kinder bezüglich ihres ganz speziellen Familienalltags. Kinder brauchen immer wieder die ruhige Möglichkeit, über ihr Leben sprechen zu können und zwar nach ihrem eigenen Rhythmus und Bedürfnis.
  • Eltern helfen, wenn sie für ihre Kinder emotional verfügbar sind. Sie unterstützen ihre Kinder, wenn sie selbst gut für sich sorgen und ihre eigenen Sorgen und Ängste ernst nehmen und diese bearbeiten. Eltern können hier ein gutes Vorbild sein für ihre Kinder, indem sie sich Unterstützung suchen …

Eltern helfen, indem sie sich selbst helfen lassen! Bundesweit wird jede dritte Ehe geschieden, in Bremen spricht man sogar von jeder zweiten.
Es ist leicht vorstellbar, dass Familienleben sich bunt gestaltet, wenn so viele Menschen ein neues Miteinander finden müssen. Dieses neue Miteinander wird dann der „normale Alltag“ von vielen Kindern und der sollte so selbstverständlich und leicht wie möglich sein!

Elke Wardin
Systemische Familientherapeutin

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