Die „die Stiefkinder, die Patchworkkinder, die Bonuskinder“ – wie heißen sie denn nun eigentlich?

Das hängt ganz davon ab, aus welcher Perspektive hingeschaut wird. Die Kinder gehören ja erst einmal zu einem Elternteil. Hier gibt es eine gewachsene Beziehung mit einer festen Bindung und Zuständigkeit: Eltern sind zuständig für ihre Kinder! Kinder und ihre leiblichen Eltern verbindet eine gemeinsame Geschichte mit vielen Erlebnissen, die ihre Beziehung geformt haben. „Wir gehören zusammen“ ist ihr Credo. Die Rollen von Mutter und Vater sind also schon besetzt.

Es kommt jemand dazu …

In Patchworkfamilien kommt nun noch jemand dazu – erst einmal ja ein Mensch, der eine Beziehung zu Mutter oder Vater hat. Jemand, der/die auf einmal ganz oft da ist. Da haben die Kinder gar keine wirkliche Wahl – hier steht das Bedürfnis ihres Elternteils im Vordergrund. Sie merken, das ist Mama oder Papa ganz wichtig und dann kriegen sie auf einmal Angst …

  • Will der/die mir Mama oder Papa wegnehmen?
  • Muss ich aufpassen?
  • Welche Signale bekomme ich von Mama oder Papa, dass sie/er auch weiterhin mir gehört?

Ganz viel austesten, um Sicherheit zu bekommen

Kinder müssen in diesem Moment ganz viel austesten, weil es für sie enorm wichtig ist, das ganz genau zu wissen! Sie brauchen zu ihren Elternteilen ein ganz sicheres Gefühl, um neue Partner*innen zulassen zu können!

Kinder brauchen klare Rollen und Zuständigkeiten

Kinder müssen die Erfahrung machen, dass ihre Elternteile weiter diejenigen sind, die die Erziehung und die Verantwortung für sie übernehmen und sie müssen die neuen Partner*innen als Menschen erleben, die sich bemühen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen – eine Beziehung, in der sie wirklich auf sie eingehen und das mit ihnen tun, was zu ihnen beiden passt. Beziehung her zu stellen steht hier an allererster Stelle – eine Rolle einzunehmen ist erst einmal noch gar kein Thema! Manchmal ist es gar nicht so leicht heraus zu finden, wie das geht und was das sein könnte …

Für alle entsteht jetzt ein Lebensalltag, der sich anfühlt wie ein kompliziertes Spiel, für das die Anleitung fehlt … Kinder brauchen aber diese Anleitung und die Erwachsenen müssen sie ihnen reichen.

Alle brauchen Regeln …


Es müssen Regeln formuliert werden, die Kindern zu verstehen helfen, wie das Leben jetzt funktioniert. Darüber müssen sich aber im ersten Schritt die Erwachsenen miteinander verständigen, damit sie sie den Kindern erklären können …

Wenn Kinder eine gute Anleitung bekommen, die sie – ebenso wie die Erwachsenen – verstehen und mit der sie auch einverstanden sind, kann eine schöne und spannende Zeit für alle beginnen …

 

Beim „Schreiben dieser Anleitung“ kann Familientherapie hilfreich sein!

Elke Wardin
Systemische Familientherapeutin

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