Die „Stiefeltern“ – wer sind „die“ eigentlich?
Fangen wir mal mit den Stiefeltern an – die stehen sonst immer hinten an! Erst kommen natürlich die Kinder, dann die leiblichen Eltern und dann die Stiefeltern … Manchmal bis oft eine ziemlich undankbare Rolle! Man gehört irgendwie dazu, wird auch gebraucht und ist „scheinbar“ wichtig und doch steht man in den entscheidenden Momenten hinten an. Irgendwie ist nicht so klar, wer man ist und ob man dazu gehört – Blut ist eben dicker als Wasser = ist das so?
Wie fing das damals nochmal an …
Ruck Zuck war ich mittendrin im Familiengeschehen – schön eigentlich, ich gehöre dazu. Tu ich das wirklich? Eigentlich fing es damit an, dass ich mich in Renate verliebt hatte. Renate hatte eine kleine nette Tochter – Lena. Sie war seit Beginn unserer Beziehung irgendwie immer dabei, wir leben inzwischen in einem Haushalt und teilen den Alltag. Ich verbringe mehr Zeit mit Lena als ihr „richtiger“ Vater und das schon seit vielen Jahren – aus dem vorsichtigen gegenseitigen Kennenlernen ist eine beständige und verbindliche Beziehung geworden.
Was drückt diese Beziehung aus? Woran erkennen wir sie?
Ich übernehme viele Aufgaben rund um das Leben von Lena und ich würde sagen, wir verstehen uns gut – sind uns wichtig – sind uns nahe. Ich bin ein Teil der Familie und gehöre dazu – ich bin „der Olli“. So nennt sie mich, wenn ihre Freundinnen fragen: „Wer ist das?“
„Olli“ ist ja erst einmal nur ein Name …
Aber ist ein „Olli“ auch eine richtige Familienrolle? Wenn Kinder ihre Mutter beim Vornamen nennen sagen sie meistens: „das ist Renate, meine Mutter“ und jeder weiß Bescheid… So gesehen fehlt dem „Olli“ ein Anhängsel wie: „das ist der Olli, mein Stiefvater, mein Patchworkvater, mein Bonusvater …“
Worte müssen nun mit „Leben“ gefüllt werden …
Was bedeutet es, Stiefvater, Patchworkvater, Bonusvater … zu sein? Obwohl sich diese Worte in der heutigen Zeit in aller Munde befinden, da Patchworkfamilien nicht mehr aus dem Alltag weg zu denken sind, fehlt eine genaue Vorstellung davon, was sie bedeuten! Die ist aber für alle wichtig und notwendig!
Alle Familienmitglieder brauchen ein Bild davon, besonders die Kinder
Stiefeltern gleiten so schnell und unspektakulär in eine Familie hinein … ruck zuck sind sie mittendrin im Familiengeschehen und es entsteht ein Gefühl, als wären sie schon immer da. Sie sind aber dazu gekommen und es ist Aufgabe der Erwachsenen, jetzt ganz genau zu klären, welche Rolle und Aufgaben auf das neue Familienmitglied zukommen. Wenn das zufriedenstellend geklärt ist, kann zwischen Kind und Stiefelternteil emotional ein festes Band entstehen und die Beziehung zueinander erhält im besten Fall einen Namen = finden Sie selbst heraus, welcher zu Ihnen passt und welcher Ihnen gefällt …
Bilder entstehen durch Beschreibung – sprechen Sie mit Ihren Kindern!
Egal wie der Name ausfällt, er muss die Beziehung ausdrücken! Und jetzt heißt es darüber zu reden – sprechen Sie mit Ihren Kindern, damit sie auch verstehen können, was Sie als Erwachsene sich überlegt haben – dann ist das Gelingen auf einem guten Weg …
Hilfreiche Unterstützung kann hier auch Familientherapie sein!
Elke Wardin
Systemische Familientherapeutin